Der Haushund ist die domestizierte Form des Wolfs. Wieso sich irgendwann in der Mittel- oder Jungsteinzeit ein Wolf einem Menschen anschloss, wird wah

Der Haushund ist die domestizierte Form des Wolfs. Wieso sich irgendwann in der Mittel- oder Jungsteinzeit ein Wolf einem Menschen anschloss, wird wahrscheinlich nie sicher geklärt werden. Auch wann dies erfolgte, ist nicht belegt. Man schätzt, dass dies vor 15.000 bis 100.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung geschah.

In den Bücher um Ayla erklärt Jean M. Auel fiktiv, wie eine solche Domestizierung vor sich gegangen sein kann. Die junge Steinzeitfrau Ayla findet einen Wolfswelpen, den sie mit Stutenmilch füttert und ihn so auf sich prägt. Später jagt sie mit ihm zusammen, und sie teilen sich ihre Beute.

Ob sich eine solche Begebenheit tatsächlich ereignet hat, bleibt dahingestellt. Da Wildtiere nicht dazu neigen, sich dem Menschen anzuschließen, war die Domestizierung des Wolfes wahrscheinlich eine Angelegenheit, die über mehrere Wolfs- und vielleicht zwei Menschengenerationen stattfand. Vielleicht fanden auch an mehreren Orten und zu verschiedenen Zeiten Annäherungen zwischen Mensch und Wolf statt.

Ähnliche soziale Strukturen

Dass Wolf und Mensch überhaupt an einem Zusammenleben interessiert waren, liegt auch an der ähnlichen Sozialstruktur. Wölfe sind Rudeltiere, die mehrere Rudelführer haben, sowohl männliche als auch weibliche. Die Tiere haben im Rudel verschiedene Aufgaben. Die Welpen werden gemeinsam erzogen. Wenn die Elterntiere auf Jagd sind, gibt es immer jüngere Tiere, die sich um die Welpen kümmern. Alte Tiere werden nicht ausgestoßen. In Krisenzeiten, hervorgerufen beispielsweise durch trockene Sommer, in den es kein Wasser gibt, sind es die älteren Tiere mit ihrer größeren Erfahrung und dem größeren Wissen, die das Rudel lenken.

Dieses Verhalten zeigt viele Parallelen zu dem der Menschen. Durch die dadurch gegebenen Selbstverständlichkeiten war es für die Wölfe und die Menschen wahrscheinlich einfach, sich zu verständigen und zu verstehen.

Vielseitiger Wolf

Aber der Mensch brauchte nicht nur einen Begleiter bei der Jagd, sondern auch einen Wächter für sein Vieh, einen Hüter und Gefährten für die Kinder, einen Kämpfer bei Auseinandersetzungen mit anderen Gruppen. Hier fing wahrscheinlich bereits die Spezialisierung der domestizierten Wölfe an, indem man darauf achtete, dass bestimmte Tiere mit gewünschten Eigenschaften sich miteinander paarten. Auch mag es Menschenclans gegeben haben, die beispielsweise in kühleren Gegenden beheimatet waren und deren Tiere entsprechend dickeres Fell hatten und größer und bedrohlicher wirkten. Vielleicht wurden hier bereits größere Wölfe gegen Tiere, die sich als besonders lauffreudig hervorgetan hatten, getauscht, sodass der genetische Pool der domestizierten Wölfe immer mehr Varianten zeigen konnte.

Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende entwickelten sich so aus dem Wolf mit seinen vielen Farbschattierungen die verschiedensten Hunderassen. Die Hunde wurden kleiner oder größer als der Wolf, das Fell glatter, länger, krauser, dichter oder dünner, die Farben variieren von reinweiß, weiß mit schwarzen Punkten über weiß-braun-schwarz gefleckt oder schwarze Decke mit rotbraunen Vorder- und Hinterläufen bis zu reinschwarz. Stellt man einen Chihuahua und einen Bernhardiner neben einen Wolf, kann man kaum glauben, dass diese drei nicht nur miteinander verwandt sind, sondern auch genetisch gemischt werden könnten.